Frankfurt – 28.10.2001

Let’s skating in the rain…

Da standen wir nun an der Frankfurter Festhalle und draußen verdichtete sich der Nieselregen zu einem gemütlichen Landregen. Jegliche Hoffnungen auf eine abtrocknende Strecke wurden vom Regen davongeschwemmt. Beim Warmfahren fand man ja unter Bäumen noch etwas trockenen Asphalt, aber beim Startschuss war dann alles nass.
Ja, der Startschuss war so ein ganz eigenes Thema in Frankfurt. Der Start war diesmal analog den Läufern auf beiden Straßenseiten. Vorne im Bereich des A-Starts sollten die Top-Männer stehen, anschließend die Top-Frauen und danach wir, das gemeine Volk. Irgendeine Durchsage hatte uns mitgeteilt, dass alle sonstigen Männer zum B-Start gehen sollten. Während beim A-Start des Drängeln an der Startlinie bereits begonnen hatte, herrschte auf der anderen Straßenseite gähnende Leere, so dass wir uns erst noch mal ein wenig warmrollen konnten um uns dann ganz in Ruhe in die erste Reihe stellen zu können. Schön! Dann waren die Rollis dran, die mit großem Applaus auf die Reise geschickt wurden. Anschließend fingen einige Leute an von fünf rückwärts zu zählen, die nette Ordner vor uns versuchte sich als HB-Männchen und bei null ging eine La’ola los. Sichtbare Erleichterung beim Ordner, schallendes Gelächter bei uns. Der Ordner erklärte dann auch den Leuten in der ersten Startreihe, dass die beiden nächsten Startschüsse nur den Top-Männern und -Frauen auf der anderen Straßenseite gelten sollten. Schade, dass er das nicht den etwa 1000 Leuten hinter uns verraten hat. Per Lautsprecher wurde der Start übertragen und als mitgeteilt wurde die Skater sind los begann von hinten das große Schieben. Wir haben noch kurz gezögert, aber als das Feld hinter uns losdrängte, gab es nur noch die Alternative sich über den Haufen rennen zu lassen oder selber zu starten. Also los ging’s, die werden schon nicht das halbe Feld wegen Frühstart disqualifizieren, ging es mir noch durch den Kopf. Und warum brauchen die guten Leute eigentlich einen Vorsprung vor uns?
Durch den Frühstart hatten wir die Chance uns an die Topläufer des A-Starts zu hängen, was mir auch rasch gelang. Als ich nach gut zwei Kilometer Chris Hurschler und Martin Franz in der Gruppe erkannte, wusste ich, dass ich hier ganz richtig war. Einige ganz Heiße nutzen natürlich ersteinmal die Gelegenheit sich auf dem nassen Asphalt ein wenig abzukühlen. Hatten die noch nicht gemerkt, dass es regnet oder wussten sie nicht, dass bei Nässe der Grip nachlässt?
Leider hatten einige Ordner den Regen rechtzeitig gemerkt und sind wohl sicherheitshalber zu Hause geblieben, so dass uns keiner an mancher Straßenecke verraten wollte, wo es langgeht. Die alte verwaschene „blue-line“ war auf dem nassen Asphalt kaum zu erkennen. So bemerkten die führenden Läufer bei uns einmal nicht rechtzeitig, dass wir abbiegen sollten, und versuchten im letzten Moment die Kurve noch zu kriegen und sofort lagen fünf Mann am Boden. Ich fuhr sicherheitshalber geradeaus, machte einen extra Bogen und jagte der Gruppe hinterher.
Das Rennen zog sich dann so hin, wir sammelten einige Leute von vorn ein und eine starke Gruppe, die zwei Minuten später aus dem A-Block gestartet war, holte uns noch ein, so dass wir rund 40 Leute waren. Ab Kilometer 30 ging es dann los. Einige müssen sich übernommen haben oder die Konzentration ließ nach, ich weiß es nicht. Jedenfalls kamen wir kaum noch durch eine Kurve ohne, dass es einen Sturz gab. Manchmal flogen die Leute auch auf der Geraden ohne ersichtlichen Grund hin. Duseligerweise war ich ziemlich am Ende der Gruppe, so dass die meisten Stürze vor mir passierten. Mit mehr Glück als Verstand gelang es mir immer den Gestürzten gerade noch auszuweichen. Allerdings musste ich dann immer wieder die durch die Stürze gerissenen Löcher zufahren. Bis kurz vor dem Ziel hatte sich die Gruppe auf etwa die Hälfte reduziert. Das Zufahren der Löcher, die Nässe und Kälte, irgendwie war ich nur noch froh heil das Ziel erreicht zu haben. Der Schlusssprint war dann auch nicht so doll, aber egal Platz 50 in Frankfurt ist doch ganz ok.
Rainer und Michael bildeten wieder einmal ihr bewährtes Team. Erst einmal mussten sie Uwe hinterher jagen, der sehr schnell gestartet war. Nach 10 Kilometern hatten sie ihn dann. Uwe erwischte es mit zwei Stürzen, so dass seine Motivation am Ende gegen Null ging. Rainer wurde Opfer eines Polizisten, der mit seinem Motorrad die Gruppe unbedingt in einer Kurve überholen musste und ihm so den notwendigen Platz nahm. Aber Rainer konnte sich rasch wieder aufrappeln und allein wieder zu seiner Gruppe auflaufen. Am Ende hatte er dann sogar noch die Kraft bei einem Ausriss mitzugehen und konnte Michael sogar noch 50 Sekunden abnehmen.
Wir alle haben das Rennen durchgestanden und die Strecke in unter zwei Stunden geschafft. Das ist eine Superleistung von jedem einzelnen! Leider war es nicht der erhoffte schöne Saisonabschluss im Sonnenschein, wie im letzten Jahr, aber dennoch haben wir alle eine Menge Erfahrungen gesammelt.

Thomas Rumpf

Ergebnisse:

Name
Zeit
Platz / AK
50.
Thomas Rumpf
1:28:04
14. / M30
130.
Rainer Rudolph
1:33:32
5. / M50
154.
Olaf Hermann
1:34:22
54. / M30
156.
Michael Gärtner
1:34:33
55. / M30
370.
Uwe Müller
1:41:58
160. / M30
515.
Lutz Lambrecht
1:44:38
31. / M50
965.
Sybill Musick
1:53:09
71. / W30

Köln – 7.10.2001

Survivaltours

Dirk F. hatte beschlossen in den Urlaub Richtung Thailand zu fliegen und sein Startplatz war frei. Irgendwie lockte es mich ja wieder nach Köln, wo ich drei Jahre zuvor zusammen mit Dirk meine ersten Geh-, Roll-, Stolper- und Schwimmversuche auf Speedskates im Rennen unternommen hatte. Also übernahm ich kurzfristig seinen Startplatz, das Ummelden lief erfreulich unproblematisch.
Am Sonntagmorgen war ich sehr zeitig im Startbereich. Der Regen war im Morgengrauen abgezogen und die Strecke begann zu trocknen. Köln ist für seinen schmalen Start und die engen Anfangskilometer bekannt, also begann das Drängeln an der Startlinie schon 45(!) Minuten vor dem Startschuss. Zum Glück traf ich einige Bekannte aus den Nordcuprennen, so dass das Warten nicht zu endlos wurde. Ein Moderator bemühte sich die Stimmung anzuheizen, vergaß aber wohl, dass rheinische Karnevalslieder in Norddeutschland als ein Akt geistiger Körperverletzung geahndet werden können.
Endlich ging es dann los. Dank meiner langen Warterei stand ich gerade weit genug vorn um noch Anschluss an die Spitze finden zu können. Immer wieder ließen Leute vor mir abreißen, so dass ich mehrfach Löcher zufahren musste. Endlich beruhigte es sich, die Spitzengruppe hatte sich gefunden und ich hing erfolgreich an ihrem Ende, bis kurz hinter Kilometer 4: Eine scharfe nasse Rechtskurve unter Bäumen mit einer großen Pfütze. Einer der voraus fahrenden Skater ging die Kurve zu mutig an, rutschte weg und riss rund 15 andere mit zu Boden. Ich war der erste, der es wieder schaffte auf Rollen durch die Kurve zu kommen. Schlagartig war natürlich ein riesiges Loch zu den führenden Leuten gerissen und es standen noch drei Skater auf den Rollen. Da war keine Chance mehr noch einmal heran zu laufen. Also warteten wir bis sich die Gestürzten wieder aufgerappelt hatten und bildeten eine Verfolgergruppe. Die folgenden Kurven wurden dann plötzlich mit einer selten gesehenen Vorsicht und Respekt gefahren.
Es ging weiter über die berüchtigte Kölner Strecke. In jedem möglichem Winkel zu überquerende Straßenbahnschienen (diesmal wenigstens teilweise mit Tauen ausgelegt) ließen ebenso keine Langeweile aufkommen, wie enge Passagen über Fuß- oder Radwege. Die Strecke war zwar deutlich besser (oder genauer formuliert: weniger grauenhaft) als vor drei Jahren, aber begeistern kann sie immer noch nicht. Begeisterung gab es aber dafür bei den Zuschauern, auch hier wurde das Kölner Publikum wieder seinem Ruf gerecht. Auch den mitgereisten Schlachtenbummlern hat es wohl mehr Spaß gemacht zusehen, als mir zu laufen.
Bei Kilometer 25 holte uns dann noch eine andere Gruppe ein, so dass es zum Sprint hinauf zur Domplatte kam. Eine enge stetig ansteigende Strecke durch eine gepflasterte Fußgängerzone raubte mir die letzte Kraft, dann endlich das Ziel direkt vorm Kölner Dom. Geschafft! Um ein paar Ecken herum ging es zu einer großzügigen Verpflegungszone, wo ich meinen Frust rasch mit ein paar Stangen Kölsch herunterspülen konnte.
Uwe hatte das Pech kurz erst nach mir in den Startblock gekommen zu sein, so dass er wohl einige Meter hinter mir starten musste. Nur diese wenigen Meter im Startblock sind in Köln schon Welten, so dass Uwe keine Chance hatte mich auch nur einmal zu sehen. Er kämpfte sich durch die vorausfahrenden Skater bis er eine Gruppe gefunden hatte, die ein ihm angenehmes Tempo fuhr. Leider wurden seine Skates Opfer der rauhen Strecke, so dass er anhalten und alles wieder fest schrauben musste. Da war natürlich die Gruppe weg und den Rest der Strecke durfte er dann quasi im Alleingang bestreiten.
Für Babara und Martin war es die Marathonpremiere, nachdem sie in Berlin keinen Startplatz mehr bekommen hatten. Irgendwie hatten sie sich das alles wohl etwas anders vorgestellt und machten einen leicht enttäuschten Eindruck. Aber eins gilt immer noch: Wenn man in Köln mit dem Marathon skaten anfängt, weiß man, dass man schon mal eine der schlechtesten Strecken überstanden hat und es kaum noch schlimmer kommen kann.
Fazit: Köln ist und bleibt ein etwas Besonderes. Man kann dieses Rennen hassen oder lieben, oder am besten beides gleichzeitig.

Thomas Rumpf

Ergebnisse:

Männer

Name
Zeit
Platz / AK
42.
Thomas Rumpf
1:21:17
21. / M30
101.
Uwe Müller
1:26:50
56. / M30
2323. Martin Klingemann
2:07:18
357. / MHK

Frauen

Name
Zeit
Platz / AK
79.
Sybill Musick
1:38:41
41. / W30
906.
Barbara Sieverling
2:07:18
123. / W40