Nach meinem Besuch im Frühjahr 1998 in Singapur, hatte ich diesmal die eigenen Skates im Gepäck. Gleich am zweiten Abend in der Stadt war das Wetter, der Regenzeit zum Trotz angenehm trocken, so dass ich mich zum späten Nachmittag hin in Richtung Skatestrecke bewegte. Leider hatte ich mich zeitlich etwas verkalkuliert und kam erst bei Sonnenuntergang an. Ich fand ein öffentliches Umkleidehäuschen, wo ich auch für einen Sing.-$ meine Klamotten sicher verwahren konnte. Was ich natürlich nicht fand, war eine 1-Dollar-Münze…
Los ging’s auf der Strecke. Erstmal Richtung Westen, wo sich auf Höhe der Fordroad ein Parkplatz für Schwerlastfahrzeuge befindet. Das soll das Trainingsrevier der einheimischen Speedys sein. Leider Fehlanzeige, was eingeborene Zehnrollenfreaks anging. Also ab in Richtung Osten. Meine flotte Fahrt wurde durch eine Baustelle jäh gebremst. Der Unmut durch den folgenden Slalom auf dem Fußweg, war wie weggewischt, als ich sah, wofür die Baustelle war. Die Strecke, die eigentlich schon super ist, wird gerade renoviert! Was sich jetzt auf den nächsten ca. vier Kilometern mir eröffnete war Speedskaters Traum: 3 Meter breit -wohlgemerkt pro Fahrtrichtung – und für Skater und Radfahrer deutlich sichtbar reserviert (aber von diversen Fußgängern ignoriert). Ein Asphalt, den man sich nicht schneller wünschen kann. Vor Fußgängerüberwegen(!) versuchten Buckel meine Begeisterung vergeblich zu bremsen. Dazu etwa alle 20 Meter eine hell strahlende Straßenlaterne, die es möglich macht auch bei Dunkelheit ohne Bedenken volles Tempo zu machen. Ich knallte in der angenehmen Wärme von knapp 30°C wie ein Blöder los, es machte einfach nur Spaß den Frust des Frankfurter-Regens und die Frostbeulen von Hannover-Celle aus den Beinen jagen. Ein Schweißausbruch und mein Pulsfrquenzmesser mahnten mich langsam ruhiger zu werden. Aber trotzdem, erste Gedanken ans Auswandern keimten in mir auf…
Etwas weiter erreichte ich wieder die Strecke im alten Zustand, die aber irgendwie diesmal weiter führte, als in meiner Erinnerung. Der Asphalt wurde durch Verbundpflaster abgelöst. Nach zwei Kilometern hatte ich keine Lust mehr, da auch keine Besserung in Sicht kam. Später erfuhr ich von einem freundlichen singapurianischen Skater, dass die Speedys im Bereich dieses Streckenabschnitts auf die Straße ausweichen. Ich drehte um und tummelte mich fortan auf der neuen Strecke. Dabei fiel mir ein Straßenschild auf, so eine 15 im roten Kreis. Was wollte mir das Ding sagen? Nicht mehr als 15 Speedskater in einer Reihe? 15-Roller verboten? Mehr als 15 Radfahrer sind zuviel auf der Strecke? Hmmm…? Jedenfalls reduzierte ich, als mir eine Polizeistreife entgegenkam mal sicherheitshalber mal das Tempo. Naja, typisch Singapur, Tempolimit für Skater… Nach zwei Stunden war meine Literflasche längst aufgebraucht und ich wollte noch ein wenig rollen. Aber die ersten Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels überredeten mich dann doch schweren Herzens Feierabend zu machen.
Mal ganz objektiv:
Streckenlänge ca. 16 Km, davon ca. 4-5 Km in traumhaften Zustand, weitere 4 Km in sehr guten, Rest mind. 2 Km Verbundpflaster, sonst ?.
Wo kommt man hin? Die Möglichkeit, die mir am besten gefiel: MRT-Station (U-Bahn) Kallang, von dort aus auf Skates die Mountbatton-Road runter bis zu Küste (2-3 Km). Es gibt aber auch Busse. Dort befindet sich auch der Trainingsplatz. Er ist fast am westlichen Ende der Strecke. Das nächste Umkleidehäuschen ist höchstens 1 Km auf der Skatestrecke Richtung Osten entfernt (an die Dollarmünze denken).
Für Durchreisende: Der Flughafen wird genau von dieser U-Bahn-Linie bedient. Fahrzeit bis Kallang knapp 20 Minuten. Fahrtkosten etwa 1,50$.
Thomas Rumpf