Bronze für Reiner, aber viel Blut auf der Straße
Recht erwartungsvoll waren wir alle nach Wesseling gefahren, da sich nach dem Meldeergebnis so einige von uns Medaillenchancen ausrechnen durften. Bei herrlichem Sommerwetter erreichten wir die Strecke. Liebevoll hatte der TuS Wesseling das Rennen organisiert. Eine erste Proberunde zeigte schon, dass es hier recht anstrengend sein würde.
Viele Kurven, knackige Anstiege und diverse Macken im Asphalt ließen keine Langeweile aufkommen. Bei Warmfahren nahm ich gleich mal die Konkurrenz unter die Lupe, das war ein dummer Fehler, ich hätte lieber auf die Bitumenfugen in Fahrtrichtung achten sollen! Die Rollen klebten in der schwarzen Masse fest, wie in Kaugummi, und ich setzte ein Kurzprogramm von Kunstfiguren an, das mit einem Kniefall vor dem verduzten Publikum endete. Aua! Ich saß noch innerlich schimpfend am Straßenrand, als die nächsten beiden Speedys mit Hilfe besagter Fuge abflogen. Vorsichtig lief ich weiter auf meiner Aufwärmrunde, während weitere Aktive die Wirkung dieser Fugen testeten. Was sich hier noch witzig anhört, war aber für die Sportler überhaupt kein Vergnügen, einen erwischte es sogar so übel, dass er gar nicht mehr zum Rennen antreten konnte. Langsam sammelten sich alle Aktive am Start. Der Schiedsrichter tauchte auf, gab die letzten Hinweise und dann… Nee, da kam kein Startschuss, sondern der Hinweis, dass sich alle Aktiven am Ziel einzufinden hätten, da dort die Meisterschaft eröffnet werde. Also alle ab zum Ziel, einige salbungsvolle Worte vom Bürgermeister anhören, dann weiter zum Start und wieder aufbauen. Dann endlich der Startschuss. Gut eine Runde lang kann ich der Spitze folgen, aber dann kam doch der Abriss. Zum Glück nicht alleine. Erst zu dritt, dann zu fünft am Ende zu sechst fliehen wir vor der großen ersten Verfolgergruppe. Nach jedem der Anstiege bin ich am Ende und kann mich mit Mühe noch in der Gruppe halten. Die Runden ziehen sich so hin Abfahrt, Anstieg, Anschluss halten und wieder von vorn. Nach 6 Runden müssen auch meine Mitskater langsam den Anstiegen Tribut zollen und gehen die Sache etwas langsamer an, ich gewöhne mich an die Anstiege und komme langsam gut klar. Allerdings kommen jetzt die Verfolger u.a. mit Rainer und Michael immer näher.
Endlich wird die letzte Runde eingeläutet. Zwei Kilometer vorm Ziel kommt der erste Ausriss. Keiner reagiert, auf der nächsten Abfahrt fahre ich das Loch wieder zu. Bis zur letzten Abfahrt bleibt die Gruppe zusammen. Mit rasendem Tempo wird jetzt den Berg hinunter gespurtet, dann kommt das dicke Ende: Der Anstieg ins Ziel. Ich schiebe mich langsam nach vorn. Mit drei Mann nebeneinander kämpfen wir auf das Ziel zu. Der Zielkanal wird immer enger, links die Sperrgitter, rechts die beiden anderen. Einen Meter vor dem Ziel merke ich einen Schlag am rechten Skate und höre anschließend das typische miese Geräusch eines Sturzes. Scheiße! Völlig außer Atem versuche ich mich zu erholen. Die nächste Gruppe rast gerade ins Ziel. Als die Strecke wieder frei ist, rolle ich zum Ziel, wo sich Sanitäter bereits um den gestürzten Jörg aus Kiel kümmern. Ich will mich sofort bei Jörg entschuldigen und sehe die Reste eines Zahnes auf dem Boden liegen! „Oh Scheiße, den hat’s ja richtig mies erwischt!“ schießt es mir nur noch durch den Kopf.
Auf dem Weg zum Auto begegnen mir Olo und Chris. Das fröhliche „wie ist denn so bei euch gelaufen?“ ist noch gar nicht ganz aus meinem Mund heraus, als ich die frischen Schürfwunden der beiden sehe. Nagut, war `ne dumme und vollkommen überflüssige Frage. Beide wurden in der letzten Runde beim Versuch in Führung zu gehen von einem unachtsamen Konkurrenten erwischt und zu Boden gezwungen.
Nach einer elendig langen Warterei gibt es dann endlich die Ergebnisse und auch einen Grund zur Freude: Reiner hat Bronze! Rainer muss überrascht feststellen, dass es diesmal nur zum 6. gereicht hat. Mir fehlte irgendwie die Stimmung mich über meinen 5. Rang zu freuen. Katrin ist 7. geworden.
In Anbetracht der zahlreichen Stürze sind wir mir einem Satz Schürfwunden und einem verdrehten Knie noch recht glimpflich davon gekommen. Irgendwie war es wohl nicht so recht unser Tag.
Thomas Rumpf
Ergebnisse (Deutsche Meisterschaft):
Männer:
Name
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Zeit
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Platz / AK
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23.
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Thomas Rumpf
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40:04,6
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5. / M40
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31.
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Michael Gärtner
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40:13,2
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20. / M30
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37.
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Rainer Rudolph
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40:14,2
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6. / M50
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68.
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Reiner Ertel
|
43:37,4
|
3. / M60
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76.
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Uwe Müller
|
44:35,7
|
20. / M40
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85.
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Olaf Hermann
|
45:41,7
|
43. / M30
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Frauen:
Name
|
Zeit
|
Platz / AK
|
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28.
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Katrin Anslik
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41:14,7
|
7. /W30
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