Tag 1, Anreise und Training

Als ich morgens noch vor 7 Uhr bei -10°C in Richtung Inzell starte, sehe ich in Lachtehausen, an der Aller und neben der B214 große glänzende Eisflächen. Wir haben riesige Flächen bestes Natureis und ich fahre nach Inzell zum Schlittschuhlaufen. Es ist zum heulen! Allen Bauernprotesten und Bahnstreiks zum Trotz komme ich in Rekordzeit direkt an der Eishalle an. Ganze fünf Leute betreten das Eis. Es ist wie immer in Inzell, nach einer halben Stunde fängt es an gut zu laufen. Monique feilt an meiner Technik, mir platzen die Beine. Ob es was bringt, wird sich Samstag beim Testrennnen zeigen. Aber das große Ziel heißt Baselga.
Anschließend Quartier beziehen, Auto ausladen und schnell einkaufen. Muss ich mir Gedanken machen, dass ich im Getränkeladen beim Bier holen vom Inhaber sofort wiedererkannt wurde? Dann noch schnell beim Ban-Thai das Abendessen einsammeln. Gerade geschafft bevor sich der Ort mit Biathlon-Fans füllt, die von den Weltcuprennen im nahen Ruhpolding zurückkehren.
Insgesamt habe ich 18 Läufe bei fünf Veranstaltungen auf dem Plan. Samstag Frillenseecup in Inzell, ab Dienstag in Baselga die Winter-World-Masters-Games (die olympischen Spiele der Masters), dort folgen an den beiden nächsten Wochenenden der Baselga Grand Prix und die Masters Sprint-WM. Zum Abschluss steht die Masters-DM in Inzell auf dem Programm.

2. Wettkampftag: Huch, plötzlich 12.?!

Die Auslosung hatte mit den direkt vor mir platzierten Niederländer Marco Roos beschert. Eigentlich das optimale Los, wenn ich mich noch steigern will. Leider entfloh mir mein Kontrahent bereits beim Start. Erst auf der Gegengeraden hole ich auf, kann aber das Tempo nicht sauber durch die Innenkurve bringen. Die Zeit ungefähr wie gestern und nichts aufgeholt. Die 1000 m verliefen ähnlich. Auch hier konnte mir mein holländischer Gegner am Start gleich einige Meter abnehmen. Zu allem Unglück baute er seinen Vorsprung soweit aus, dass ich ihm beim letzten Wechsel auch noch Vorfahrt gewähren musste. Am Ende war ich 8/10 langsamer als gestern. Damit war der Wettkampf zu Ende und ich hatte mich bereits mit meinem 13. Platz zufrieden gegeben.
Die Überraschung kam bei der Siegerehrung, als ich plötzlich als 12. aufgerufen wurde. Ein weiter vorn platzierter Finne hatte seine letzten 1000 m so gründlich verpatzt, dass ich um die Winzigkeit von 0,09 Punkten an ihm vorbeirutschte. 0,09 Punkte sind veniger als eine Zehntel Sekunde auf 500 m. Schwein gehabt!

1. Wettkampftag

Mein Blick in die Auslosung der Rennen ließ mich den Kopf schütteln. Der Niederländer auf 500 m ist ganz OK, aber warum muss ich ausgerechnet gegen meinen Freund Reinhold die 1000 m laufen? Kurz vor dem Rennen tauchte die aktualisierte Auslosung auf. Für mich änderte sich nichts, aber vier weitere Teilnehmer waren aus den Startlisten verschwunden.
Der Tag lief geruhsam ab, nach einem gemütlichen und ausführlichem Frühstück stand ein wenig Gymnastik und Dehnung auf de Programm, dann Tasche packen und langsam ging es los. Um 12:00 Uhr ein lockeres Warmup, nachdem amtierende schwedische 10000 m Weltrekordler und -meister, sowie Olympiafavorit Nils van der Poel das Eis verlassen hatte.
Die 500 m liefen alles andere als gut. Der Start war nicht rund und die Kurven nicht kraftvoll. 0:46,82 sind zwar Saisonbestzeit, aber bei weitem nicht das was ich erreichen wollte. Zweiter Versuch über 1000 m. Jetzt klappte alles. Reinhold sah ich in der Mitte der ersten Kurve das letzte Mal. Auf der Gegengeraden kam neben der Anzeige 2,0 für die Startzeit von 22,0 s von Monique eine energische Anfeuerung. Ich nehme ihre Anweisung auf und mache richtig Druck, worauf ich bei der nächsten Durchfahrt mit einer gezeigten 4,2 für die Rundenzeit von 34,2 belohnt wurde. Aber jetzt kam die Quittung für den Einsatz, die Beine wollten platzen. Ich quäle mich über die letzten 300 m. 1:33,19 ist der Lohn. Die Saisonbestzeit um fast 2 Sekunden verbessert und noch ganz viel Luft nach oben in der letzten Runde. Ein versöhnlicher Abschluss des ersten Tages. Insgesamt belege ich nun Rang 13.

Tag 6: Negativ!

Die Spannung steigt. Am Morgen fiel der Spaziergang wegen des heftigen Schneegestöbers etwas kürzer als sonst aus. Um 11:00 Uhr dann das Teamleadermeeting. Das Starterfeld lichtet sich pandemiebedingt weiter. Einige Leute sind schon wieder abgereist. Mittags noch einmal ein kurzes Training auf dem Eis. Anschließend essen und dann um 17:00 Uhr der finale Corona-Test. 20 Minuten später endlich die erlösende Nachricht auf dem Handy: Negativ! Aufatmen und schnell die Startunterlagen einsammeln. Abends bekommen die Kufen noch den finalen Schliff.

Tag 5: Mal locker

Heute war alles recht entspannt. Morgens machte ich mich zum Tanken auf den Weg nach Österreich und sah im Vorbeifahren Schlittschuhläufer auf dem Thumsee. Der nächste Parkplatz war meiner. Die Natureiskufen lagen noch im Auto. Zwar nur in Jeans, ohne Handschuhe und Mütze lief ich los. Das Eis war schlecht und der Wind kalt. Also einmal über den See und wieder zurück, das reichte.


Das Training am Mittag ließ ich locker laufen, mal eine Steigerung, mal einen Start, ansonsten viele Gespräche mit Bekannten. Und anschließend wieder die obligatorische, aber etwas kleinere, Runde in der Loipe.

Vorsicht! Bissige Berg Bieber!

Tag 4: „Letztes Training“

Wieder ging es am Mittag auf das Eis. Langsam trudeln die Teilnehmer aus der ganzen Welt ein und die Trainingszeit füllt sich. Überall ein großes Hallo, wenn sich nach zwei Jahren Pause alte Bekannte wiedersehen. Heute versuchte ich das gesteren gelernte wieder umzusetzen. Gegenseitige Videos halfen dabei und abends beim genauen Anschauen lassen sich immer noch Ungenauigkeiten entdecken. Weiterhin ist hier traumhaftes Winterwetter, so dass sich der anschließende Ausflug in die Loipe nicht vermeiden ließ.
Am Abend kam der Zeitplan für Corona-Tests. Freitag um 16:55 Uhr schlägt dann auch für mich die Stunde der Wahrheit. Das Teilnehmerfeld ist schon vor dem Test von 150 auf 124 geschrumpft, die AK55 ist von 24 auf 18 Teilnehmer. U.a. ist der Start des Favoriten einer Corona-Infektion zum Opfer gefallen. Naja, damit scheint sich mein erstes sportliche Ziel unter die Top20 zu kommen in erreichbare Nähe gerückt zu sein.

Tag 3: Monique

Der dritte Tag in Inzell beinhaltete die Stunde der Wahrheit, das Training bei Monique. 90 Minuten lang Fehler analysieren, üben und verbessern, wieder analysieren, weiter üben. Am Ende meinte Monique, dass ich ruhig noch eine 1000 m-Strecke im Wettkampfmodus laufen könne. Die ersten 400 m klappten, wie zuvor geübt, die nächsten 200 m wurden anstregend und Ende noch eine Runde lang sterben…
Anschließend wieder eine Runde auslaufen in der Loipe, dieses Mal sturzfrei.

Tag 3: Winter in Inzell

Alltag in Inzell: Morgens ein paar Besorgungnen machen, dann ein langer Spaziergang durch die Winterlandschaft bei Bilderbuchwetter. Um 14:00 Uhr ging es in die Eishalle. Ein Gefühl wie beim Training in den Niederlanden, als einziger Deutscher zwischen 20 Holländern. Anschließend lockeres Auslaufen in der Loipe. Die schwarze Kennzeichnug von Loipen sollte man insbesondere bei optimalen Schneeverhältnissen etwas ernster nehmen als ich heute. Meine Mittagspause in der Sonne auf dem Balkon wurde durch eine kleine „Sonnenfinsternis“ gestört. Es sind mal wieder Ballontage in Inzell.

Tag 2: Angekommen in Inzell

Gemütlich und in Ruhe konnte ich meinen erste Tag in Inzell beginnen. Kleiner Spaziergang nach dem Frühstück und um 12:30 Uhr ging es auf das Eis. Obwohl die Beine noch von gestern dick waren, dauerte es gerade mal 15 Minuten und alles, was die letzten Wochen nicht wollte, funktionierte. Ist das ein Kopfproblem oder nur Einbildung? Gefühlsmäßig liefen die Antritte gut und ich bekam endlich in den Kurven Druck auf die Kufen. Ich verstehe mich selber nicht, aber bin trotzdem nicht ganz unglücklich mit der Entwicklung.
Anschließend wollte ich ein lockeres Auslaufen auf den Skiern machen. Leicht genervt bemerkte ich, dass ich versehentlich meine alten Skistöcke eingesteckt hatte. Egal geht auch damit… oder eben auch nicht. Die kleinen Kunststoffteller an unteren Ende der Stöcker waren alt und spröde geworden. Sie lösten sich innerhalb der ersten zwei Kilomter in Nichts auf. Wenn ich mich nun mit den Stöcken abstoßen wollte versackten sie im 45 cm tiefen Schnee, blieben dafür aber im Schnee hängen, so dass ich immer das Gefühl hatte, jemand hielte sie fest. Damit wurde die Langlaufrunde nur fünf Kilometer lang und morgenfrüh wird einer meiner ersten Wege zu den Sportläden führen. Eine neue Ersatzfeder für die Kufe holen und zwei neue Skistöcke.

Tag 1: Erfurt

Meine diesjährige Eistour begann mit einem letzten Testrennen in Erfurt. Christian Freyse war auch vor Ort um gemeinsam mit mir den Wettkampf zu bestreiten. Christian schaffte im Alleingang im ersten Lauf über 500 m fast seine persönliche Bestzeit zu erreichen. Seinen zweiten Lauf, ebenfalls über 500 m, konnte er zumindest für sich entscheiden. Mein erstes Rennen reichte um meine Saisonbestzeit um eine sagenhafte 1/100 s zu verbessern. Nagut verbessert, aber wieder bei weitem nicht das, wo ich hin wollte. Mein zweiter Lauf sollte über 1000 m gehen. Beim Anlegen der Transponder bemerkte ich, dass eine Rückholfeder an der rechten Kufe fehlte. Ich hatte mich schon beim Warmlaufen gewundert, dass es sich so komisch anfühlt. Schnell zum Schiri hin. Dankenswerterweise durfte ich etwas später zusammen mit dem Erfurter Sportkameraden, der mich bei der Reparatur selbstlos unterstützt hat, das Rennen nachholen (Danke Jan-Henry!). Allerdings war die Vorbereitung mit der Reparaturpause alles andere als opitmal. Dementsprechend kann man das 1000 m Resultat vergessen.
Durch meinen Kufendefekt und Nachstart hatte ich weitere 30 Minuten verloren. Ich sollte bis 21 Uhr in Inzell sein. Also ab ins Auto und das Navi angeschmissen: „Unfall auf der A71, Alternativroute gefunden.“ Danke! Super, jetzt auch noch 30 Km Umweg. Das Navi zeigte 21:05 Uhr Ankunftszeit, passt ja wenigstens. Auf Höhe München war die Vorhersage des Navis exakt bei 21:00 Uhr, aber dann kam der Schnee und die Räumfahrzeuge. Mühsam kämpfte ich mich an einigen Unfällen vorbei bis zur Traunsteiner Ausfahrt. OK, hier waren keine langsamen Räumfahrzeuge mehr im Weg, es war garnicht geräumt. Über eine festgefahrene Schneedecke rutschte ich zum Ziel, das ich tatsächlich mit nur einer Minute Verspätung erreichte und sich als wunderschöne Winterlandschaft entpuppte.