Köln – 7.10.2001

Survivaltours

Dirk F. hatte beschlossen in den Urlaub Richtung Thailand zu fliegen und sein Startplatz war frei. Irgendwie lockte es mich ja wieder nach Köln, wo ich drei Jahre zuvor zusammen mit Dirk meine ersten Geh-, Roll-, Stolper- und Schwimmversuche auf Speedskates im Rennen unternommen hatte. Also übernahm ich kurzfristig seinen Startplatz, das Ummelden lief erfreulich unproblematisch.
Am Sonntagmorgen war ich sehr zeitig im Startbereich. Der Regen war im Morgengrauen abgezogen und die Strecke begann zu trocknen. Köln ist für seinen schmalen Start und die engen Anfangskilometer bekannt, also begann das Drängeln an der Startlinie schon 45(!) Minuten vor dem Startschuss. Zum Glück traf ich einige Bekannte aus den Nordcuprennen, so dass das Warten nicht zu endlos wurde. Ein Moderator bemühte sich die Stimmung anzuheizen, vergaß aber wohl, dass rheinische Karnevalslieder in Norddeutschland als ein Akt geistiger Körperverletzung geahndet werden können.
Endlich ging es dann los. Dank meiner langen Warterei stand ich gerade weit genug vorn um noch Anschluss an die Spitze finden zu können. Immer wieder ließen Leute vor mir abreißen, so dass ich mehrfach Löcher zufahren musste. Endlich beruhigte es sich, die Spitzengruppe hatte sich gefunden und ich hing erfolgreich an ihrem Ende, bis kurz hinter Kilometer 4: Eine scharfe nasse Rechtskurve unter Bäumen mit einer großen Pfütze. Einer der voraus fahrenden Skater ging die Kurve zu mutig an, rutschte weg und riss rund 15 andere mit zu Boden. Ich war der erste, der es wieder schaffte auf Rollen durch die Kurve zu kommen. Schlagartig war natürlich ein riesiges Loch zu den führenden Leuten gerissen und es standen noch drei Skater auf den Rollen. Da war keine Chance mehr noch einmal heran zu laufen. Also warteten wir bis sich die Gestürzten wieder aufgerappelt hatten und bildeten eine Verfolgergruppe. Die folgenden Kurven wurden dann plötzlich mit einer selten gesehenen Vorsicht und Respekt gefahren.
Es ging weiter über die berüchtigte Kölner Strecke. In jedem möglichem Winkel zu überquerende Straßenbahnschienen (diesmal wenigstens teilweise mit Tauen ausgelegt) ließen ebenso keine Langeweile aufkommen, wie enge Passagen über Fuß- oder Radwege. Die Strecke war zwar deutlich besser (oder genauer formuliert: weniger grauenhaft) als vor drei Jahren, aber begeistern kann sie immer noch nicht. Begeisterung gab es aber dafür bei den Zuschauern, auch hier wurde das Kölner Publikum wieder seinem Ruf gerecht. Auch den mitgereisten Schlachtenbummlern hat es wohl mehr Spaß gemacht zusehen, als mir zu laufen.
Bei Kilometer 25 holte uns dann noch eine andere Gruppe ein, so dass es zum Sprint hinauf zur Domplatte kam. Eine enge stetig ansteigende Strecke durch eine gepflasterte Fußgängerzone raubte mir die letzte Kraft, dann endlich das Ziel direkt vorm Kölner Dom. Geschafft! Um ein paar Ecken herum ging es zu einer großzügigen Verpflegungszone, wo ich meinen Frust rasch mit ein paar Stangen Kölsch herunterspülen konnte.
Uwe hatte das Pech kurz erst nach mir in den Startblock gekommen zu sein, so dass er wohl einige Meter hinter mir starten musste. Nur diese wenigen Meter im Startblock sind in Köln schon Welten, so dass Uwe keine Chance hatte mich auch nur einmal zu sehen. Er kämpfte sich durch die vorausfahrenden Skater bis er eine Gruppe gefunden hatte, die ein ihm angenehmes Tempo fuhr. Leider wurden seine Skates Opfer der rauhen Strecke, so dass er anhalten und alles wieder fest schrauben musste. Da war natürlich die Gruppe weg und den Rest der Strecke durfte er dann quasi im Alleingang bestreiten.
Für Babara und Martin war es die Marathonpremiere, nachdem sie in Berlin keinen Startplatz mehr bekommen hatten. Irgendwie hatten sie sich das alles wohl etwas anders vorgestellt und machten einen leicht enttäuschten Eindruck. Aber eins gilt immer noch: Wenn man in Köln mit dem Marathon skaten anfängt, weiß man, dass man schon mal eine der schlechtesten Strecken überstanden hat und es kaum noch schlimmer kommen kann.
Fazit: Köln ist und bleibt ein etwas Besonderes. Man kann dieses Rennen hassen oder lieben, oder am besten beides gleichzeitig.

Thomas Rumpf

Ergebnisse:

Männer

Name
Zeit
Platz / AK
42.
Thomas Rumpf
1:21:17
21. / M30
101.
Uwe Müller
1:26:50
56. / M30
2323. Martin Klingemann
2:07:18
357. / MHK

Frauen

Name
Zeit
Platz / AK
79.
Sybill Musick
1:38:41
41. / W30
906.
Barbara Sieverling
2:07:18
123. / W40
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