Tag 25, DM Gold

Der Tag begann etwas stressig. Zimmer räumen, Auto packen, Brötchen holen und frühstücken standen auf dem Plan. Aber um 8:30 Uhr war ich auf dem Eis für das Warmup. Die 1000 m liefen schrecklich, Nach einem miesen Start folgten am Ende weiche Beine, die sich komplett leer anfühlten. Es war gar nicht gelaufen. Ich tat etwas, was ich sonst niemals mache, ich verstellte meine Kufe am rechten Schuh. Eigentlich ist das Irrsinn zwischen zwei Rennen ohne Möglichkeit zum Testen und Einlaufen. Das einzige was ich machen konnte war zeitig auf das Eis zu gehen und Schraubschlüssel sicherheitshalber mitzunehmnen. Es fühlte sich prompt komisch an, aber unter dem Strich besser. Also beließ ich es bei der Einstellung und ging an den Start. Eigentlich brauchte ich nur die siebeneinhalb Runden sauber laufen und der Titel wäre sicher, aber ich wollte etwas mehr. Das Rennen ging gut los, aber leider schlichen sich zum Ende drei Runden über 40 Sekunden ein, die meine Hoffnung auf eine Zeit unter fünf Minuten platzen ließen. Zumindest reichte es noch für eine Saisonbestzeit. Damit war ich Deutscher Meister der Altersklasse 60.
Duschen, eine Kanne Tee kochen und ab ging es auf den Heimweg. Ich weiß nicht, ob die 3000 m oder die sieben Stunden Autofahrt durch Sturm und Regen anstrengender waren.
25 Tage Eistour, so lange war ich noch nie unterwegs. Fünf Rennen, 19 Läufe mit 33 Km Wettkampfstrecken. Aber es hat sich gelohnt, Medaillen und Sieg bei den WWMG, Top-Ten Platz bei einer Sprint-WM und der deutsche Meistertitel erfüllten, bzw. übertrafen alle Hoffnungen.

Tag 24, DM Teil 1

Der Morgen begann mit dem üblichen Brötchen holen am frühen Morgen. Mein Blick schweifte über die Berge und ich entdeckte ein Licht am Aufstieg zum Gamsknogel: Sind hier etwa irgendwelche komischen Celler auf Nachtwanderung unterwegs? Anschließend letzte Vorbereitungen auf das Rennen: Schleifen, Bananen kaufen. Pünktlich ging es zur Bahn zum Warmup. Alles lief gut und planmäßig stand ich am 500 m-Start auf der ungeliebten Außenbahn. Der Start glückt und ich bekomme Vorsprung, den mein Kontrahent durch den Kurvenvorteil wieder ausgleicht und direkt nach dem Kurvenausgang springt er mir vor die Kufen. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihn an den Hüften zu packen und wie bei der Inlinestaffel wegzuschieben. Das Rennen ist damit für mich im Eimer und mein Kontrahent wird ohne lange Diskussionen disqualifiziert. Das Angebot auf einen Neustart nehme ich an. Allerdings habe ich nicht einmal 30 Minuten Pause. Die Schlittschuhe ziehe ich gar nicht erst aus. Schnell hinsetzen, Tee trinken und gleich wieder einlaufen. Den zweiten Lauf kann ich nun allein und ohne Störung absolvieren. Der Start ist gefühlt gut, aber langsamer als beim ersten Mal, der Rest des Laufes klappt gut, aber die Beine sind in der Schlusskurve arg müde. Trotzdem bin ich um 3/10 schneller, als beim ersten Versuch.
Nun habe ich etwas mehr Pause für die Erholung. Die 1500 m gehen recht gut los, an Ende lassen die Kräfte nach, aber die Zeit ist OK, neue Saisonbestzeit um zwei Sekunden besser als die alte Marke. Zufrieden kann ich auf den Zwischenstand in meiner Altersklasse blicken, mit satten 11 Punkten liege ich in Führung. Morgen bloß keinen Mist bauen!
Abends geht’s zur Belohnung ins Massimo Pizza essen, dann Weltcup gucken, Kufen polieren, und schon mal etwas packen und ins Auto laden. Morgen geht’s früh los und zuvor muss ich noch mein Quartier räumen.

Tag 23, die Spannung steigt

Langsam steigt die Anspannung vor der morgigen DM. Mittags kam schon die Auslosung: Zweimal Außenbahn, Mist! Aber wenigstens passende Gegner. Dann geht es zum letzten Training. Nochmal alles testen, Beschleunigung, Kurvenein- und -ausgang, Start. Es klappt und das Gefühl ist gut. Danach duschen und ein kurzes verspätetetes Mittagessen, bevor es abends zur Obleutebesprechung geht. Keine Altersklassen werden zusammengelegt! Das war meine größte Befürchtung im Vorfeld. Aber die Regeln werden für alle sehr sportlerfreundlich interpretiert. Gut so! Auch meinen Rennanzug darf ich benutzen und muss nicht auf den nicht vorhandenen Vereinsanzug wechseln. Katrin hat sich krank abgemeldet. Es hat sie, wie auch zahlreiche andere Teilnehmer in Baselga mit einer fiebrigen Erkältung erwischt, so dass einige Sportler jetzt hier in Inzell abmelden mussten. Monique erkundigte sich bei mir, ob ich gesund sei und war recht erstaunt über meine positive Antwort. Schwein gehabt!!!

Tag 22, Zwangspause

Da ist man in Inzell und darf/soll/will nicht auf das gähnend leere Eis gehen. So schwer es fällt, aber ich bin konsequent und lege vor diesem Wettkampf mal eine Pause ein. Die letzten Trainings liefen super und daher besteht einfach die Gefahr, dass ich zu viel mache, weil es einfach nur Spaß macht mit Volldampf durch die Kurven zu ballern. Als Ablenkung habe ich mir eine Tour mit dem Auto durch die Landschaft zum Tanken und Einkaufen gegönnt. Aber das macht im strömenden Regen und teilweise in den Wolken auch nur bedingt Spaß.

Tag 21, Mal Frühsport

Schon gestern hatte ich beim Brötchen holen im Kurpark eine Loipe entdeckt. Und tatsächlich war sogar ein Loipenfahrzeug darauf unterwegs und präparierte sie frisch. Bis auf ein paar zusammen geschobene Schneeberge ist alles grün-braun, aber hier liegt ein 800 m langes weißes Band aus Schnee im Kur- und Badepark. Da es nachts noch recht frostig wird und somit eigentlich gute Verhältnisse herschen sollten, nutzte ich die Gelegenheit am frühen Morgen mal etwas Frühsport in der Loipe zu treiben. Nach fünf Runden wurde es langweilig, aber immerhin es war ein schöner Start in den Morgen und das nur 300 m von meinem Quartier entfernt. Dann hieß es wieder arbeiten und abends trainieren.

Tag 20, Alltag in Inzell

Leider hat mich das Alltagseben wieder eingeholt. Die Pflicht und Arbeit rief. Draußen Sonnenschein und Frühlingswetter und ich im Zimmer am Computer. Aber abends konnte ich wenigstens auf das Eis gehen und trainieren. Dabei hatte ich die Gelegenheit eine andere Kufe zu probieren. Sehr interessant, aber auf meiner alten Kufe fühlte ich mich in der Summe doch wohler.

Tag 19, Tschau Baselga!

Heute früh kamen wir nach Mitternacht erst ins Bett. Die Italiener wissen eben Abschlussfeieren zu zelebrieren. Aber ein Viergängemenü und viel Wein sorgten für die nötige Bettschwere. Trotzdem hieß es früh aufstehen, Brötchen holen, frühstücken und Auto packen. Kurz vor neun starteten wir in Richtung Heimat. Reinhold war schon etwas früher losgefahren und hatte prompt einen Stau gefunden. Mein Navi lotste uns durch wilde Bergregionen ohne Stau. Auf der Autobahn rollte es bei strahlendem Sonnenschein fast wie von allein nach Norden. Kurz vor 13:00 Uhr kamen wir in Inzell an. Katrin packte ihre Sachen in ihr Auto um nach Hause zu fahren. Ich erledigte kurz ein paar Einkäufe und schon ging es zur Eishalle. Oh, welche Wohltat mal wieder eine Kurve ohne Hügel im Eis laufen zu können! Am Abend machte sich das Schlafdefizit bemerkbar und es erwischte mich ein Schlafanfall.

Tag 18, Geschafft!

Der letzte Wettkampftag begann wieder sehr frostig beim Warmup. Pünktlich zu Wettkampfbeginn erwärmte dann aber die Sonne das Stadion. Meine 500 m durfte ich allein auf der Innenbahn startend laufen. Ein gelungener Lauf und zum Abschluss meine beste 500 m-Zeit der zwei Wochen in Baselga. Erfreulich war auch die Platzierung als achter. Dafür waren die 1000 m eine Katastrophe. Erst war die Warmlaufzeit nur fünf Minuten lang und dann musste ich auch noch auf der ungeliebten Außenbahn starten. Irgendwie klappte nichts, kein Druck in der Kurve, dafür viel Krampf auf der Geraden. OK, den Lauf gewinne ich locker, aber die Zeit ist sogar für die Verhältnisse in Baslega unterirdisch, reicht aber für Rang neun. In der Endabrechnung werde ich ebenfalls neunter und erreiche damit mein bisher bestes Ergebnis bei einer Sprint-WM und schaffe zum zweiten Mal eine WM Top-Ten Platzierung, was mein Ziel war. Unser Versuch nach den Rennen im Sonnenschein noch etwas mit der deutschen Gruppe zu trainieren wurde vom öffentlichen Laufen abrupt beendet. Gleich geht’s zur Siegerehrung im Rahmen des großen Abschlussbanketts.

Tag 17, Sprint-WM Teil 1

Das Wetter meint es fast gut mit uns. Strahlender Sonnenschein und Wärme, aber ein steifer Nordwind, entsprechend gut fühlt sich das Eis an. Aber bei dem böigen Wind macht es keinen Spaß zu laufen. Endlich funktionieren meine Starts, aber die Runden sind eher vom Wind verweht. In beiden Läufen werde ich zehnter in der Altersklasse, auf dieser Position lande ich auch im Zwischenstand der Gesamtwertung. Die Abstände nach vorn und hinten sind jetzt schon gewaltig. Top-Ten war ja mein Ziel für diesen Wettkampf, das ich aber mit deutlich besseren Zeiten erreichen wollte. Schon mittags sind wir fertig mit den Rennen und genießen nun die Sonne auf unserem windgeschützten Balkon.

Tag 16, es geht wieder los…

Langsam steigt wieder die Anspannung. Heute war ein letztes kurzes Training bei wunderschönen Frühlingswetter auf endlich mal guten Eis, dann natürlich das obligatorische Kufen schleifen, was bedingt durch Katrins Anwesenheit doppelte Arbeit bedeutete. Baselgas Eis hatte einige Spuren im Stahl der Kufen hinterlassen, so dass es nicht mit einmal einfach polieren getan war. Anschließend ging es zum Welcome-Drink. Bei den WWMG war das eher eine traurige Veranstaltung, aber man merkte sofort, dass dieses Mal eine ganz andere Regie am Zuge war. Ein wohlgefülltes Buffet mit italienischen Kleinigkeiten (oder auf neudeutsch Fingerfood) erwartete uns. Warum hatte ich Töffel vorhin bloß noch selber Nudeln gekocht und gegessen? Ich verzichte an dieser Stelle auf weitere Details des Buffets, freue mich aber jetzt schon auf das Essen beim Abschlussbankett. Da war doch noch was!? Achja, die Auslosung: Über 500 m geht es auf der Außenbahn gegen einen alten Bekannten aus meiner AK, Marco Roos aus den Niederlanden. Auf 1000 m darf ich auf der Innenbahn gegen einen deutlichen jüngeren Argentinier starten.

Tag 15, Ruhe

Langsam macht sich die Anspannung vor dem nächsten Wettkampf breit. Eigentlich sollte man sich ausruhen und die Beine hochlegen, aber andererseits lockt einen das schöne Wetter auf die Eisbahn. Und dennoch möchte man immer wieder die letzten Feinheiten in den Kurven und beim Start korrigieren und verbessern. Entspechend kurz war das Training und länger die Ruhe.

Tag 14, Routine

Langsam wird der Tagesablauf zur Routine. Morgens Brötchen holen, frühstücken, eine Runde arbeiten, dann schnell rüber zum Eisstadion und trainieren. Anschließend weiter arbeiten. Gestern Abend kam Sylvia, eine eingeborene Eisschnellläuferin, zu Besuch und wir hatten einen netten Abend, natürlich mit selbstgebackenen kleinen Brötchen. Die Wetterbedingungen werden immer angenehmer. Es ist wärmer geworden und im Sonnenschein ist es tagsüber fast schon frühlingshaft.

Tag 13, Trainingsalltag

Auch heute stand die Arbeit an erster Stelle. Aber anstatt eines spätabendlichen Training in der Kälte, gönnte ich mir heute eine großzügige Mittagspause. In der strahlende Mittagssonne drehten wir unsere Runden. Wie brauchten viele kurze Beschleunigungen bis endlich der Kurveneingang einigermaßen passte. Im gleißenden Sonnenschein waren die Bahnmarkierungen nicht zu erkennen. Irgendwann war ich davon dermaßen genervt, dass ich meine Trinkflasche als Kegel für den Kurvenbeginn und meine Schützer Kurvenhütchen auslegte. Einige andere Sportler bedankten sich anschließend bei mir für die gute Idee. Nebenbei haben wir einige Videos gemacht. Dann ging es wieder an die Arbeit. Nach dem Abendessen folgte ein abendlicher Spaziergang im Mondenschein und anschließend folgte noch die Videoanalyse.

Tag 12, nix los

Heute holte mich der Alltag wieder ein. Den ganzen Tag über arbeiten, abends kam ich dann um 19:00 Uhr für eine knappe Stunde auf’s Eis. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es ganz schnell wieder saukalt. Das Lügenthermometer an der Eisbahn erzählte was von +5°C, ich glaube eher da war ein Vorzeichenfehler.

Tag 11, Gran Prix und Natureis

Morgens um 8:57 Uhr bei -9°C müssen wir an den Start der 500 m. Die Kälte beißt im Gesicht. Mit üblen Wacklern auf den Wellen im steinharten Eis in beiden Kurven ist nicht mehr als eine 49-er Zeit drin. Zu den abschließenden 1500 m wärmt schon die Sonne, trotzdem immer noch -6°C. Die 1500 m laufen gefühlt ganz gut, aber die Zeiten bleiben mies. Am Ende erreiche ich Rang zwei der Gesamtwertung der Masters im Vierkampf.
Nach einem kurzen Mittagessen hatten wir uns anschließend auf dem See von Baselga verabredet. Eine herliche große Natureisfläche, auf der sich geschätzt 200 Menschen im Sonnenschein tummeln. Darunter auch einige Bekannte vom Wettkampf. Wir machen ein paar lange Runden und viele Fotos. Zur Belohnung geht es am Abend in die Pizzaria, die noch genauso gut ist, wie ich sie von 2016 in Erinnerung hatte. Totmüde fallen wir in die Betten.

Der See, unendliche Weiiten, wir schreiben das Jahr 2024…

Tag 10, Baselga Gran Prix

Nein, keine Pause oder ein lockeres Erholungstraining standen heute auf dem Programm. Wir hatten kurzfristig zum lokalen Rennen, dem 2. Baselga Gran Prix gemeldet. Für die Masters standen heute 500 m und 1000 m an. Das sahen wir als passende Vorbereitung auf das kommende Wochenende. Das Eis wird von Tag zu Tag besser. Beim Warmup machte es richtig Spaß im strahlenden Sonnenschein. Aber binnen einer Stunde sinkt die Sonne und das Eis ist zu den 500 m wieder steinhart. Mein Lauf gelingt schon etwas besser, als der von den Games. Zwei Stunden später zu den 1000 m ist es saukalt. Einlaufen in dicker Daunenjacke ist mir auch selten passiert. Aber das war genau richtig, im Gegensatz zu den 500 m war ich diesmal nicht schon an der Startlinie komplett durchgefroren. Das zweite Rennen läuft so trotz der Kälte viel besser. Im Vierkampf der Masters liege hinter einem Franzosen auf Rang zwei der Gesamtwertung. Morgen geht’s weiter.

Tag 9, die Hölle über 10.000 m

Der heutige Tag beginnt wieder recht ruhig. Gegen 10 Uhr fahren wir zur Bahn. Das Los hatte Reinhold und mich ins gleiche Quartett gewürfelt. Es ist kalt geworden und ein eisiger Wind peitscht über die Bahn. Dafür ist das Eis wenigstens recht gut. Beim Start komme ich gut weg und kann auf meiner ersten Gegenwindgeraden den Windschatten meines Mitstreiters nutzen. Auf der Zielgeraden macht es der Rückenwind leicht, aber nur um einen in der Kurve brutal abzubremsen. Die Wechselgerade ist die Hölle und ohne Tempo macht die nächste Kurve auch keinen Spaß. Nach einigen guten Runden hat der Wind gegen mich gewonnen und ich quäle mich nur noch über die Strecke. Meine Erkältung lässt mich ihre Anwesenheit deutlich verspüren und mein Körper gibt mir die Quittung für gestrigen 5000 m. Dazu verliere ich jede Lockerheit und der Rücken meldet sich schmerzhaft zu Wort. Nach gut 19 Minuten hat das Grauen endlich ein Ende. Einen meiner Gegner konnte ich einholen und damit bereits den Platz auf dem Treppchen sichern. Ein weiterer Norweger aus unserer Alterklasse kommt kurz dannach an beide Zeiten nicht heran, was Silber für mich bedeutet. Den Sieg muss ich aber Hans-Gerd Heyne überlassen, der heute viel besser als ich mit den Verhältnissen klar kam.

Kurz bevor ich Reinhold einhole.

Am Abend steht das Abschlussbankett samt den letzten Siegerehrungen an. Ein Viergängemenü mit viel Wein hilft die Schmerzen der 10.000 m zu vergessen. Recht angeheitert fliehen wir vorm Lärm als die Liveband zu spielen beginnt und beenden den Abend lieber zu Hause bei Reinholds Gitarrenmusik.

Tag 8, Sieg!

Der Tag begann recht gemütlich. Ich leistete Katrin beim frühen Früstück Gesellschaft, da sie am Vormittag noch über 1500 m ran musste. Diese Strecke hatte ich ausgelassen, da man nur vier der sechs möglichen Distanzen melden durfte. Eigentlich wollte ich Katrin schnell zur Strecke fahren, aber die Straße war durch nächtlichen Eisregen endgültig unbefahr geworden. Also musste Katrin laufen und ich konnte das Frühstück zusammen mit Reinhold fortsetzen.
Mein kratziger Hals hat sich langsam zu einer kleinen Erkältung ausgewachsen, so dass ich gegen Mittag mit gemischten Gefühlen zur Strecke aufbrach (glücklicherweise mit dem Auto dank des einsetzenden Tauwetters). Einige Mitstreiter hatte ich instruiert, welche Ansagen und Informationen ich während des Rennens über die 5000 m bräuchte, denn in meinem Quartett, aber im zweiten Paar lief auch Hans-Gerd Heyne mit, vor dessen Ausdauer ich durchaus Respekt habe. Die übrigen Starter unserer Altersklasse hatten recht schwache Ergebnisse geholt, so dass es nun Gold und Silber ging. Das Rennen geht erwartungsgemäß los und ich hole mir gleich nach dem Start einen Vorsprung von bis zu sechs Sekunden heraus. Ich kann sogar Hans-Gerd vor mir am Ende der Gerade sehen. Aber mir macht die Erkältung zu schaffen und Hans-Gerd scheint langsam warmgelaufen zu sein. Runde um Runde schrumpelt mein Vorsprung zusammmen, bis zwei Runden vor dem Ziel nur noch ein Sekündchen übrig ist. Trotz schmerzender Bronchien beschleunige ich noch einmal auf der letzten Wechselgeraden und hole alles aus mir heraus (naja, also das Frühstück blieb gerade noch drin). Ich erreiche das Ziel und banges Warten auf das zweite Paar beginnt. 2,7 Sekunden waren es am Ende, die mir die Goldmedaille bescherten. Mein großer Dank geht an Marvin (ohne seine Zeitansage wäre das nichts geworden), Monique und Reinhold für die lautstarke Unterstützung! Über die Zeiten legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Das Wetter war zwar windstill, sonnig und angenehm warm, aber entsprechend weich und langsam wurde das Eis. Es waren meine schlechtesten 5000 m, aber unter den Bedingungen litten alle Sportler und ihre Zeiten gleichermaßen.
Zuvor hatte Reinhold bereits Gold der AK70 gewonnen und das obwohl er beim Betreten des Eises gestürzt war und sich eine schmerzhafte Rippenprellung zugezogen hatte. Ich hatte mich gerade umgezogen und Sehnsucht nach einer heißen Tasse Tee, als es mir entgegenschalte, dass Katrin gerade läuft und ich arbeiten solle. Als ran an die Bande und Katrin coachen. Auch für sie reicht es über die 5000 m zu Gold. Im ganzen waren wir heute wohl eine recht erfolgreiche WG.
Zuvor am Morgen hatte mich die Nachricht vom tragischen Tod einer Kollegin erreicht, die ich seit über 28 Jahren gut kannte. Solche Geschehnisse relativieren den sportlichen Erfolg. Nach Feiern ist mir im Moment gerade nicht zumute.

Tag 7, Pause

Heute stand ein Ruhetag auf dem Programm. Also fuhren wir um 10:00 Uhr zum Training. Als wir das Eis betraten, begann es zu schneien und zu schneien und noch mehr zu schneien. An Training war kaum noch zu denken also griffen die anwesenden Sportler zur Selbsthilfe und versuchten sich im Schneeschieberschnelllauf. Durch diesen nicht gerade dezenten Wink fühlten sich die Eismeister bemüßigt doch noch mal ihre Eismaschinen in Bewegung zu setzen. Das sorgte aber auch nur für wenige Minuten freie Bahn.

Fast wie zu Hause, erst schippen, dann trainieren… (Foto von Michael Preuß

Also fuhren wir zum Einkaufen und anschließend wollten wir zurück ins Quartier. Das Navi schlug uns eine alternative Route vor. Hinter einer Kurve ein Anstieg, der Sharan rutschte und blieb stehen. Keine Chance bei der Schneeglätte. Also zurück zu unserem normalen Weg. Die ersten Steigungen meistern wir ohne Problem. Aber auch hier war in der schmalsten und steilsten Stelle kein weiterkommen. Zurückrollen in die Nebenstraße und schon scheitert auch mit Anlauf der nächste Versuch. Nun müssen Katrin und Reinhold raus und schieben. Das Zurücksetzen wird zum zurückrutschen in einer zweieinhalb Meter breiten Gasse. Ein letzter Versuch hart entlang einer Hauswand, weil dort etwas weniger Schnee liegt und dank der Schiebehilfe im richtigen Moment gelingt es. Ich halte nicht mehr an bis ich vor unserem Quartier stehe. Katrin und Reinhold müssen den Rest der Strecke zu Fuß bewältigen. Erst wenn die Straße geräumt oder abgetaut ist, werde ich das Auto wieder bewegen.
Das Kratzen im Hals ist immer noch da, hoffentlich kann ich Morgen starten.

 

Tag 6, es geht los

Heute war es vorbei mit gemütlich. Bereits kurz nach sechs Uhr frühstückten mein Mitbewohner Reinhold und ich. Ab 8:00 Uhr war Zeit für das Warmup bei lausigen -6°C. Mal einen Sprint im Rennanzug zu wagen, wäre wohl eher ein Cooldown geworden. Trotzdem etwas Eisgefühl am Morgen schadet nicht. Unsere Starts waren kurz nach 10 Uhr vorgesehen. Kurz vorher kam die Sonne über den Bergrücken und wärmte die frierenden Sportler. Trotzdem war das Eis noch steinhart und dazu holperig. Ich kam mit den Verhältnissen überhaupt nicht zurecht und lief die mit Abstand nicht nur die schlechteste Zeit der Saison, sondern meines Lebens. Sie reichte dennoch für Rang drei. Bronze zum Auftakt, hinter einem Niederländer und einem Australier.
Kurze Pause, schnell zum Quartier eine neue Kanne Tee kochen und schon ging die Vorbereitung auf den zweiten Lauf des Tages los. Die 3000 m wollte ich nicht wieder so schlecht laufen. Außerdem war das Bewerberfeld um den zweiten Rang etwas dichter. Seiner Favoritenrolle wurde der Sieger der 500 m gerecht. Dahinter mussten sich ein weiterer Niederländer und zwei Deutsche die verbleibenden beiden Medaillen teilen. Ich musste vorlegen und lieferte mit 5:21,04 nichts berauschendes ab, aber insgesamt war ich unter den Umständen (Kälte, Wind und seit Tagen ein Kratzen im Hals) recht zufrieden. Im folgenden Quartett starteten die übrigen Aktiven meiner Altersklasse und nach deren Zieleinlauf freute ich mich bereits über die zweite Bronze, als plötzlich die Durchsage einer Disqualifiktion kam. Und tatsächlich, es traf den zweiten Niederländer und ich rutschte auf den Silberrang nach vorn.

Tag 5, Ruhe

Ein Tag von dem es nicht viel zu berichten gibt. Ausschlafen, ausführliches Frühstück, das schon bald ins Mittagessen überging. Anschließend ein kurzes Training auf dem immer noch schlechten Eis. Das Teamleadermeeting, die Auslosung und den Wellcome-Drink habe ich mir gespart, sondern mich kurz um diverse Kufen gekümmert und es gemütlich angehen lassen. Der Hals fühlt sich seit Samstag kratzig an, das ist für den Wettkampf in der Kälte nicht schön. Abends kam dann die Auslosung. Zweimal Start auf der ungeliebten Außenbahn und meine Konkurrenten dürfen auch noch nach mir laufen.

Tag 4, Umzug

Aussicht aus unserem Quartier in 1030 m Höhe.

Nach dem unvermeidlichen morgendlichem Training hieß es Abschied nehmen aus Inzell. Auto packen, Katrins Sachen einladen und ab ging es Richtung Brennerpass. Im strahlenden Sonnenschein überquerten wir die Alpen. Die Anfahrt zum Quartier war eher „wildromantisch“ und glücklicherweise frei von Gegenverkehr. Nach kurzen Suchen fand uns unsere Gastgeberin und lotste uns zum Haus, das sich als sehr schön erwies. Kurz nach uns trudelte dann auch Reinhold ein. Umziehen Schlittschuh packen und ab zur Eisbahn. Die Akkreditierung ist schnell erledigt. Dann ging es auf das Eis. Man fühlte sich sofort heimisch, als sei man in Celle auf der Dammaschwiese, so holprig und mies war das Eis. Jede überflutete Wiese bei Celle dürfte besseres Eis bieten. Trotzdem drehen wir ein paar Runden. Das Thermometer an zeigt +2°C. Wir sind uns einig, dass es ziemlich verlogen sein muss. Am Abend fallen alle recht früh in die Betten.

Tag 3, Warmup beim Zahnarzt

Zeitig wollte ich frühstücken und dann in aller Ruhe mich auf das Rennen vorbereiten, sowie letzte Einkäufe erledigen. Am Ende des Frühstücks gönne ich mir noch eine kleine Kiwi (aus dem eigenen Garten) und… ein blöder Schmerz am Schneidezahn. Ich hatte mir einen der wenigen Kerne der winzigen Kiwi schwungvoll hinter einem oberen Schneidezahn zwischen Zahn und Zahnfleisch gebohrt. Alle Versuche den Störenfried zu entfernen sind zum Scheitern verurteilt. Also Plan B, wo ist der nächste zahnäruztliche Notdienst? Als Erfahrung weiß ich, dass solche Geschichten auch hässlich werden können, ein Stückchen Haselnuss hat mal bei mir für höllische Zahnschmerzen samt einer hübschen Entzündung gesorgt. Nein, mit dieser Perspektive möchte ich nicht für zwei Wochen nach Italien weiterfahren und wohlmöglich mit Zahnschmerzen die 10.000 m laufen. Also ab zum Zahnarzt, damit ich mir wenigstens die Entzündung erspare. Die gepackte Tasche für das Rennen ist sicherheitshalber bereits im Auto dabei. Tatsächlich findet es sich eine nette Praxis (20 Km entfernt), wo ich auch einen schnellen Termin bekomme. Unter vielen Entschuldigungen schildere ich mein Problem und werde mit den Worten getröstet, dass das öfter mal vorkommt. Der Arzt sucht und findet den Kiwikern und wünscht mir lachend viel Glück bei meinen Rennen. Aufatmen (kühlt zumindest das blutende Zahnfleisch)!!! Beim Rückweg gerate ich noch in eine Protestfahrt der Bauern. Aber ich erreiche noch zeitig mein Quartier um mich in Ruhe dort noch umzuziehen und ab zur Eishalle.
Nach dieser „fast perfekten“ Vorbereitung laufen die Rennen entsprechend. Anstatt der erfhofften Saisonbestzeiten nur Mittelmaß. Naja, versaute Generalprobe…
Anschließend musste ich erstmal den Kopf freibekommen und habe mir die Langlaufski geschnappt und bin raus in die Loipe. Sonnenuntergang bei gemütlichem Langlauf beruhigt ungemein.

Tag 2, angekommen

Der zweite Tag in Inzell begann ganz typisch mit einer lockeren Trainingseinheit auf dem Eis, das ich mir tatsächlich sogar mit einer Mitläuferin teilen musste. Dann folgte die Pflicht sich ums Auto zu kümmern. Am Nachmittag lockten die bestens präparierten Loipen, aber in Anbetracht des morgigen Wettkampfs entschied ich mich für einen langen Spaziergang. Dabei traf ich einen „Eingeborenen“ mit Akkubohrmaschine am Krottensee, der die Eisdicke prüfte. Er wolle mit seinen Freunden am Wochenende hier Eishockey spielen. So betrat auch ich erstmals das Eis dieses Sees. Meine Frage, ob das nicht Stress mit dem Umweltschutz geben würde, verneinte er, „das machen wir schon immer so!“, kam recht trocken zurück.

Tag 1, Anreise und Training

Als ich morgens noch vor 7 Uhr bei -10°C in Richtung Inzell starte, sehe ich in Lachtehausen, an der Aller und neben der B214 große glänzende Eisflächen. Wir haben riesige Flächen bestes Natureis und ich fahre nach Inzell zum Schlittschuhlaufen. Es ist zum heulen! Allen Bauernprotesten und Bahnstreiks zum Trotz komme ich in Rekordzeit direkt an der Eishalle an. Ganze fünf Leute betreten das Eis. Es ist wie immer in Inzell, nach einer halben Stunde fängt es an gut zu laufen. Monique feilt an meiner Technik, mir platzen die Beine. Ob es was bringt, wird sich Samstag beim Testrennnen zeigen. Aber das große Ziel heißt Baselga.
Anschließend Quartier beziehen, Auto ausladen und schnell einkaufen. Muss ich mir Gedanken machen, dass ich im Getränkeladen beim Bier holen vom Inhaber sofort wiedererkannt wurde? Dann noch schnell beim Ban-Thai das Abendessen einsammeln. Gerade geschafft bevor sich der Ort mit Biathlon-Fans füllt, die von den Weltcuprennen im nahen Ruhpolding zurückkehren.
Insgesamt habe ich 18 Läufe bei fünf Veranstaltungen auf dem Plan. Samstag Frillenseecup in Inzell, ab Dienstag in Baselga die Winter-World-Masters-Games (die olympischen Spiele der Masters), dort folgen an den beiden nächsten Wochenenden der Baselga Grand Prix und die Masters Sprint-WM. Zum Abschluss steht die Masters-DM in Inzell auf dem Programm.