Berlin 10.9.2000

Alle laufen persönliche Bestzeit

Berlin ist ein Muss für alle Skater! Von dieser Aussage hatten sich Christhild, Stefan, Uwe und Peter als Betreuer anstecken lassen.
Nur ich hatte das Problem pünktlich am Start zu sein. Dirk und Kirsten waren auf die Idee gekommen am 9.9. zu heiraten. Ausgerechnet Dirk, mit dem ich so viele Rennen gelaufen bin und der mich zu meinem ersten Marathon überredet hatte. Also alles mal wieder unter einen Hut bringen und Sonntagmorgen um 4 Uhr losfahren. Bleifuß auf der A2 und gegen 6:15 Uhr parkte ich irgendwo beim Wannsee an einer U-Bahn-Station. Peter hatte meine Startunterlagen abgeholt, die ich auch pünktlich um kurz nach 7 am vereinbarten Treffpunkt in den Händen hielt. Ein Blick auf die Nummer: „Nur ‘ne grüne?!“ Letztes Jahr war ich noch im ersten Startblock (rot). Also, in Anbetracht der Massen von Skatern, rechtzeitig umziehen und 20 Minuten vor dem Start ganz vorne postieren. Das war bei der schmalen Strecke Gold wert. Der grüne Startblock steht auch in der ersten Reihe, nur auf der ungünstigeren Straßenseite. So waren am Start nur eine Handvoll Leute vor mir und ich hatte keine Probleme gleich ins Rennen zu finden. Untern Strich kam ich viel besser weg als aus dem roten Block.
Ganz anderes erging es unseren Neulingen, die sich ohne irgendeine Marathonzeit gemeldet hatten und ganz hinten in den weißen Startblöcken ihr Glück suchen mussten. Auch wenn man Tausende von anderen Skatern überholt, wird das irgendwann langweilig.
Das Rennen selber war recht brutal. Ich habe noch nie so viele Stürze gesehen, wie dieses Jahr in Berlin. Vielen recht übel verletzten Leuten konnte ich nur in letzter Sekunde noch ausweichen. Die Rücksichtslosigkeit, die zum Teil in den Gruppen herschte, war abschreckend. Ins Ziel kam ich in einer ca. 60 Mann starken Gruppe. Auf dem viel zu schmalen Ku’damm war überhaupt nicht an einen Endspurt zu denken. Bloß nicht auf den letzten Metern stürzen, egal auch wenn das 20 Plätze kostet!
Aber trotzdem Berlin ist natürlich auch toll. Nur dort kann man so schnell skaten, da es dort so riesige Gruppen gibt, die mit rasender Geschwindigkeit durch die Straßen jagen. Im Prinzip sind immer wieder andere vorne und ständlich wird irgendwo gesprintet. Das macht das Rennen so höllisch schnell.
Uwe, Stefan und Christhild kämpften sich durch die Massen, wobei zum Teil ganz brauchbare Zeiten auf der zweiten Marathonhälfte herauskamen. An ihren gelaufenen persönlichen Bestzeiten werden sie noch ein wenig zu knabbern haben, aber sie bestimmt nicht erst in Berlin 2001 brechen.

Thomas Rumpf

Sieger: Chad Hedrick (1:01:45)
Siegerin: Angele Vaudan (1:08:29)

Name Zeit (Platz, Altersklassenplatz)
Thomas: 1:18:34 (256/ 28) PB
Uwe: 1:40:20 (2566/ 428) PB
Stefan: 1:41:43 (3000/492) PB
Christhild: 1:52:37 (4183/ 55) PB

Uelzen 3.9.2000 / Nordcupfinale 2000

Regungen im Regen

Kurz vor 7 klingelte das Telefon: „Glaubst du, dass die bei dem Scheißwetter überhaupt fahren? Wollen wir da wirklich hin?“ Oh ja, ich wollte hin. Mir war klar, dass das Nordcupfinale bestimmt bis zu einer Wasserhöhe von 20 cm ausgetragen würde.
In Uelzen angekommen stapften wir mal zur Anmeldung: „Mal sehen, ob da überhaupt was läuft…“ Und tatsächlich, es wurden Startunterlagen ausgegeben, Nachmeldungen angenommen, u.s.w.. „Dann müssen wir wohl auch ran!“
Glücklicherweise hörte dann der Regen zum B-Lauf auch auf und Christhild, Reiner und Rainer glitschten vorsichtig zum Start auf der noch triefnassen Straße.
Gleich nach der ersten Runde lag Reiner in der Führungsgruppe. In den folgenden Runden wurde diese Gruppe immer kleiner und die letzte Hälfte des Rennens fuhr Reiner allein zum Sieg in diesem Lauf, was gleichzeitig den 2. Platz M60 bedeutete.
Der „rote“ (wegen der Farbe seiner Skates) Rainer tummelte sich die ganze Zeit im Mittelfeld und sammelte dort so seine ersten Rennerfahrungen.
Christhild hatte sich wieder mit Doris und Regine vom MTV zusammengetan und das Rennen gemeinsam gelaufen. Aber auf Nässe kam nicht die gewohnte Harmonie auf und das Rennen wurde über die Strecke gebracht.
Für den A-Lauf war nur ich qualifiziert. Auf der langsam abtrocknenden Strecke ließ es sich inzwischen ganz gut skaten. Trotzdem gingen alle das Rennen vorsichtig an, was mir sehr entgegen kam. In der Verfolgergruppe ließ es sich recht ruhig laufen und am Ende gelang es mir zeitgleich auf den 6. Platz der niedersächsischen LM zu spurten.

Thomas Rumpf

Sieger: Thilo Bock (0:37:04,7)
Siegerin: Liane Witt (0:39:58,9)

Name Zeit (Platz / Altersklassenplatz)
Thomas 0:40:14,0 (24./ 11.) PB
Reiner 0:49:04,8 (73./ 2.)
Rainer 0:51:50,7 (88./ 6.) PB
Christhild 0:59:50,8 (109./ 6.)

Endstand Nord-Cup:
Thomas: 170 Punkte, 22. Platz insgesamt, 11. Platz M30.

Kirchboitzen 12.8.2000

Familienausflug

Es war das Rennen vor der Haustür. Eben mal am Nachmittag nach Kirchboitzen bei Walsrode kann man ja mit Kind und Kegel fahren. Der Rennkurs war schnell erkundet, er war nur 800 Meter lang und optimal für die Zuschauer. Leider mussten die Organisatoren auf die Firma mit der Zeitnahme warten und so warteten wir auch. Das herliche Sommerwetter und der angebotene Kaffee und Kuchen ließen die Zeit nicht zu lang werden. Nur leider war natürlich der Hauptlauf das letzte Rennen. Mit über einer Stunde Verspätung ging es an den Start. Mangels anderer Teilnehmer hängte ich mich an die Spitzengruppe. Leider kam ich nach einer Abfahrt in einer scharfen Kurve ein wenig ins Rutschen und versuchte auf der Grasnabe weiterzurollen. Es gab einen wundervollen Sturz und viel Applaus der Zuschauer. Die Spitze war weg, meine Knie weich, also der Rest war dann Einzelzeitfahren. Im Mittelfahrt zog Uwe seine Runden und versuchte dann mal hier und da mal jemanden zu finden, der ein wenig Windschatten gab. Christhild hatte sich mit Doris und Regine vom MTV abgesprochen gemeinsam zu laufen. Die drei harmonierten recht gut und liefen einen großen Teil der Strecke bis kurz vor dem Ziel in Formation.
Dann kam das wieder das lange Warten. Gegen 19:00 Uhr sollte Siegerehrung sein, um 20:30 Uhr ging es endlich los, dafür dann aber endlos langatmig. Um 21:15 Uhr waren wir endlich fertig, die mitgefahrenen Zuschauer sauer und die Kinder quakig.
Aber sonst war es ja ganz nett und bei allen Unzulänglichkeiten hatten sich die Organisatoren redlich bemüht etwas Schönes auf die Beine zu stellen.

Thomas Rumpf

Lomitz 22.7.2000

100

100 heißt die magische Zahl. 100 Km auf Skates. Wer es nicht probiert hat, kann nicht glauben, dass es geht. Dabei ist es eigentlich ein schönes Rennen, geradezu gemütlich. Man kann gelassen die Ausreißversuche einzelner zur Kenntnis nehmen und sie 30 km später in Ruhe wieder einholen, na und!?
Eigentlich hatte ich Christhild und Peter nur als Streckendienst verpflichten wollen. Außerdem zeigten mir die Erfahrungen von 1999, dass es besser sein kann, wenn man nach diesem Rennen nicht mehr selber nach Hause fahren muss. Aber Christhild meinte, dass sie sich auch an den 100 Kilometern versuchen wollte und überredete Uwe auch noch mitzukommen, damit sie nicht so allein ist. Ich gebe es zu, dass ich innerlich ziemlich den Kopf geschüttelt habe: Christhilds zweites und Uwes erstes Rennen und dann die 100 km im Lomitz, dem längsten Rennen Deutschlands. Wir waren zeitig vor Ort und die Meldeformalitäten waren rasch erledigt. Wir postierten Peter an einem günstigen Platz nahe dem Wendepunkt an der Strecke. Andere Mitskater erkannten auch gleich den Vorteil einer persönlichen Betreuung und verpflichteten Peter ebenfalls.
Der Start war genau am anderen Ende der sieben Kilometer langen Wendestrecke, so dass man ersteinmal die Strecke einmal zu warm werden ablaufen musste. Nach dem Start teilte sich das Feld rasch in die entsprechenden Gruppen. Das Wetter war optimal und alle skateten ihren Traumzielen entgegen: Christhild und Uwe wollten die 100 km im Limit von 5 Stunden schaffen und ich zielte auf die Marke von 3:30. Dann kam was aber nicht kommen sollte: Ein kräftiger Schauer ging über dem südlichen 5 Kilometern der Strecke nieder. So war die Verwunderung aller Zuschauer und Betreuer am nördlichen Wendepunkt recht groß als plötzlich alle Skater fluchend und klitschnass mit teilweise quietschenden Lagern vorbeikamen. Damit waren die bis dahin anvisierten Traumziele in unerreichbare Ferne gerückt. Auch mit der langsam wieder abtrocknende Straße ließ sich die verlorene Zeit nicht mehr aufholen.
Peters Betreuereinsatz war optimal. Im Gegensatz zum Vorjahr brauchte ich keinen großen 2 Liter Trinkrucksack mitschleppen. Bei jeder zweiten Vorbeifahrt warf ich ihm die mehr oder weniger leere Trinkflasche vor dem Wendepunkt zu und erhielt nach der Wende eine frisch gefüllte zurück. Bei den übrigen Vorbeifahrten reichte Peter Bananen als Verpflegung. Da eine halbe Banane glitschig und schlecht zu greifen, reichte Peter die Früchte komplett. Eine ganze Banane zu essen ist recht viel im Rennen und so begann ich immer eine Hälfte meinen Mitfahrern anzubieten, was meine Beliebtheit im Feld enorm steigerte.
Die Gruppe, in der ich lief, wurde insbesondere durch den Regen immer kleiner. Am Ende sprinteten wir noch mit 12 Leuten ins Ziel. Irgendwie ist das schon recht eklig nach 99,5 km noch einen Sprint anziehen zu müssen. Aber mit knapp unter 3:41 hatte ich meine Vorjahreszeit um 7 Minuten verbessert und konnte hoch zufrieden meine total versauten Lager auseinander nehmen. Christhild und Uwe hatten Schwierigkeiten passende Mitstreiter zu finden und fuhren, nachdem einige das Rennen im Regen aufgegeben hatten, zeitweise allein durch die Landschaft. So waren die 100 Kilometer natürlich nicht zu schaffen. Beide beendeten das Rennen nach 86 Kilometern, was aber auch eine enorme Leistung darstellt.

Thomas Rumpf

Sieger: Andreas Andruleit (3:09:56)
Siegerin: Sylvia Ordowski (3:33:30)

Name Zeit/Strecke (Platz, Altersklassenplatz):
Thomas 3:40:59 (10. M30, LM: 6. M30)
Christhild 86 km (80.)
Uwe 86 km (81.)

Lohne 16.7.2000

Licht und Schatten

Lohne war schon im Vorjahr ganz nett gewesen. Eingebettet in ein Rudel von Triathleten, Duathleten und Läufern starten dort auch die Inliner auf dem Festival des Ausdauersports. Alles an einem schönen Waldbad organisiert, inklusive Mittagessen und auch noch für einen guten Zweck. Was will man mehr an einem sonnigen Sonntagmorgen?
Mit über einer halben Stunde Verspätung traf ich endlich bei Reiner ein. Irgendwer hatte mit Papas Skateutensilien verstecken gespielt. Eigentlich wollten wir zu viert nach Lohne, aber gespenstigerweise waren wir plötzlich nur noch drei: Christhild, Reiner und ich.
Dass sich Reiner heute was vorgenommen hatte, merkte man auf der Anfahrt. Er holte meine halbe Stunde Versätung auf der Fahrt locker wieder heraus. Christhild und ich nutzten erstmal die Zeit im Auto ihre Skates mit neuen Lagern und einem alten Rennrollensatz von mir zu versehen. Die Organisatoren hatten vom Vorjahr gelernt und den Start aus Sicherheitgründen auf die Hauptstraße verlegt. So ging es sofort flott zur Sache. Schnell weg und ab nach vorne. In einer großen Gruppe ging es flott vorwärts. Obwohl die Ausschilderung nach links eindeutig war und die Ordner klare Zeichen gaben, bogen die Führenden meiner Gruppe plötzlich rechts ab. Auch so kann eine Gruppe kleiner werden. Kurz vor der Wende wurden wir plötzlich von Autos überholt. Zum Glück nutzte gerade keiner die linke Fahrbahnseite zum Überholen. Auch nach der Wende kamen immer wieder Fahrzeuge entgegen bis auf dem schmalsten Straßenstück zur Krönung ein Milchlaster uns ordentlich in Reihe zwang. Anschließend tauchten plötzlich Leute mit Rennrädern auf, die ziehmlich sauer wurden, als sie von einem Rudel Skater zur Seite gedrängt wurden. Nachher stellte sich heraus, dass es die führenden Triathleten waren! Durch diese Feinheiten konnten einige Ausreißer profitieren. Es war einfach nicht möglich hinterher zu kommen, da ein Ausscheren aus dem Pulk wegen Gegenverkehr unmöglich war. So kam ich am Ende in der Gruppe ins Ziel und hatte sogar noch eine persönliche Bestzeit geholt.
Reiner wollte sich an den Stärksten seiner Altersklasse orientieren und schaffte das 400 Meter lang bis zur ersten Kurve, dann nahm er Kontakt mit einem anderen Skater auf und fertig war der Abflug. Die Schürfwunden und Blutergüsse ignorierend begann er das Feld von hinten aufzurollen, aber damit ist irgendwann und erst recht nach einem Sturz Schluss.
Christhilds erstes Rennen brachte ihr auch gleich den ersten Sieg in der Altersklasse der Frauen über 45. Der Sieg war mangels Gegnerinnen ziehmlich unangefochten.
Pünktlich gegen 11:00 Uhr war Siegerehrung und der Regen begann. Also waren wir zum Mittagessen wieder zu Hause. Ein netter Sonntagvormittag! In Anbetracht der Streckensicherung ist es vielleicht besser, dass in Lohne keine Skaterennen mehr stattfinden, aber irgendwie auch schade.

Thomas Rumpf