Der zweite Wettkampftag in Innsbruck begann für uns recht freundlich in der Mittagszeit. Strahlender Sonnenschein und angenehme Wärme ließen eher an ein Sonnenbad und Frühling denken, als an Eisschnelllaufen.
Aufgabe eins war Katrin Leschner zu coachen. Wenn ich den erwische, der ihr eingeredet hat, dass man nur Rennen mit Schlittschuhen laufen kann, wenn ich am Rand stehe um irgendwelche dummen Sachen in die Landschaft zu brüllen. Jedenfalls lohnte sich mein Einsatz, sie gewann Silber. Allerdings wäre es wohl ohne meinen Einsatz nur Silber geworden!?
Dann das Warmup während der Siegerehrungen der Vormittagsrennen. Ich sollte im ersten Paar nach der nächsten Eisbereitung starten. Da die Warmlaufzeit nach der Eispflege immer sehr knapp bemessen wurde, ging ich schon vor der Eispause zum Warmlaufen. Dann plötzlich die Ansage, dass die Eispflege entfällt und gleich gestartet wird. „Schwein gehabt!“ Aber die geplante Vorbereitung passte irgendwie nicht. Die 1500 m liefen nicht toll, schneller Angang, um dann noch schneller zu sterben: Platz 15 in 2:22,41. Nicht toll, aber das mir selbst gesetzte Ziel „Top-15“ gerade noch erreicht. Ich will mich gerade vom Eis schleichen, da fragt mich Rene van Bernum, ob ich ihm die Zeiten ansagen könne, da die elektronische Tafel gerade den Geist aufgegeben hatte. Naja, im Hals war eh schon der leicht blutige Geschmack, da macht es ein wenig Brüllen auf nicht mehr schlimmer. Für Rene reichte es zum Sieg, aber den angepeilten Freiluft-Weltrekord der AK55 verpasste er knapp.
Nun war ich schon wieder gleich im nächsten Startblock an der Reihe. Also nur eine knappe Stunde Zeit zur Erholung. Aber die ersten Starter der obersten Altersklassen ließen es sehr ruhig angehen. Wie üblich gut 10-12 Minuten vor der Startzeit ging auf das Eis. Da kam die Meldung, dass die nächste Eispflege vorgezogen würde. Normalerweise hasse ich solche Planänderungen, aber hier bedankte ich mich bei dem Schiedsrichter, denn das Eis lag inzwischen schon über eine Stunde und wurde nach Sonnenuntergang schnell stumpf. Die Zwischenergebnisse ließen Hoffnung aufkommen, einige Konkurrenten waren nicht angetreten, ein anderer disqualifiziert. Die bisher gelaufenen Zeiten sollte ich packen können.
Sofort nach der Eispflege wurden wir zum Start gerufen. Schon auf der ersten Gerade spürte ich: Das Eis läuft. Wie üblich knalle ich los um mich nach einer ersten schnellen Runde auf mein Marschtempo einzupendeln. Mit stabilen Rundenzeiten um die 40 Sekunden lief ich die Strecke runter. Rene revanchiert sich für meine Hilfe mit einem klasse Coaching. Irgendwann um Runde neun sammele ich den hinter mir gestarteten Läufer ein, nutzte kurz seinen Windschatten um ihn dann zu überrunden. An vier Stellen hatten sich um die Bahn Freunde platziert und gaben ihr Bestes um mein Bestes aus mir herauszuholen. Danke! 8:26,36 lautete das Ergebnis und damit Rang zwei der Gesamtwertung, was gleichbedeutend mit der Führung der AK55 war.
Beim 8. von 9 Quartetten gab es noch eine kleine Hoffnung…
Und nur noch acht Läufer waren nach uns noch an der Reihe. Im folgenden Quartett startete nur ein Sportler aus meiner Altersklasse und der machte keine Anstalten meine Zeit anzugreifen. Im letzen Quartett waren aber die stärksten vier der AK55 aufgestellt worden. Die aufkeimende Hoffnung, als ich nur drei Sportler vor der Startlienie entdeckte, erstarb schnell, als die drei loslegten. Sie waren deutlich schneller als ich und keiner tat mir den Gefallen einen Fehler zu machen. Also blieb mir am Ende mit Rang vier nur die berühmte Blechmedaille. Tja, soll ich mich ärgern Bronze knapp verpasst zu haben? Oder über eine nicht erwartete starke Platzierung freuen? In Anbetracht eines guten Laufs, sogar mit Saisonbestzeit, entschied ich mich für’s Freuen.